Das Leben ist schön! So könnte ich die erste Woche in Lausanne gut zusammenfassen. In einer Woche habe ich soviel erlebt, dass ich damit einen ganzen Monat füllen könnte.
Takt der Nacht
Pures Leben in den Adern
Alles erwacht
Mein Kopf kommt gar nicht nach mit Verarbeiten. Mir war gar nicht klar, dass in einer Woche so viel passieren kann. Am letzten Sonntag bin ich endgültig nach Lausanne gefahren. Am Montag war dann mein erster Schultag an der Voxea. Ich war nervös und ich habe keine Ahnung wie oft ich mich an diesem Morgen umgezogen habe. Mit meinen Kopfhörern in den Ohren habe ich also das erste Mal den Schulgang betreten. Das erste was mir entgegenkommt aus dem Schulzimmer ist Schweizerdeutsch. Irgendwie beruhigend, aber vermutlich ein kleiner Nachteil bei meinem Versuch Französisch zu lernen. In dieser ersten Woche taste ich mich langsam vor in meiner neuen Umgebung. Mache neue Bekanntschaften und verbringe die meiste Zeit am beziehungsweise im Lac Léman (als Genfersee wird er eigentlich nur von unwissenden Deutschschweizern bezeichnet). Nach ein paar Tagen bin ich auch in das Geheimnis um den sogenannten «Jeudredi» eingeweiht worden.
Auch als Studentenausgang bezeichnet. In Lausanne bedeutet das, dass der Eintritt in die meisten Clubs gratis ist. Dem Jeudredi widme ich auf jeden Fall noch einen eigenen Erfahrungsbericht, aber von meiner ersten Partynacht in Lausanne muss ich doch erzählen. Party machen muss mir vermutlich keiner mehr erklären. Seit ich 16 bin schlage ich mir die Nächte um die Ohren. Egal ob während meiner KV-Ausbildung oder danach in meinem Job, das Wochenende habe ich meistens, zumindest an einem Abend, in Bars und Clubs verbracht. Sich an einem Donnerstag bereit machen für eine Nacht im Ausgang war trotz meiner langjährigen Erfahrung ein seltsames Gefühl. Der Abend begann im Wohnzimmer von einer Schülerin aus meiner Klasse. Die ersten Drinks trinken wir dort (Geldspar-Massnahme). Ich kenne hier alle seit vier Tagen, aber es kommt mir alles doch irgendwie vertraut vor. Feiern tuen, zumindest in der Schweiz, alle ziemlich gleich. Ich fühle mich wohl, ich lache und ich bin voller Vorfreude auf das Nachtleben von Lausanne.
Irgendwann um 10 oder 11 machen wir uns auf den Weg zu einem Club namens «MAD», der grösste Club von Lausanne. Obwohl bereits September ist, sind die Temperaturen am Abend immer noch Sommer verdächtig. Zertifikats und ID Kontrolle beim Eingang und dann öffnen sich die Türen in das Nachtleben. Der Club ist voll, als wäre es Freitag. Ich kann kaum glauben wie viele Leute an einem Donnerstag die Zeit finden zu feiern. Vermutlich Studenten, die die letzten Tage ihrer Semesterferien noch ausnutzen wollen. Die Musik unterscheidet sich definitiv von der in den Clubs von Zürich oder Winterthur. Zwischen französischem Rap kommen immer wieder Reggaeton Lieder und spanische Musik. 90% davon habe ich noch nie gehört, aber die Stimmung ist gut und Rhythmus ist zum Glück in beinahe jeder Club-Musik der Hauptbestandteil. Das MAD ist wirklich ziemlich gross. Am Wochenende spielen sie auf drei Etagen verschiedene Musik. Am Donnerstag ist nur eine Tanzfläche geöffnet. Auf der befinde ich mich gerade und tanze von einem Lied zum nächsten. Ich könnte das Stundenlang so weiter machen. Ein Blick auf mein Handy verrät mir jedoch, dass bereits 3 Uhr morgens ist und ich in etwa 4 Stunden aufstehen muss, um in die Schule zu gehen. 10 Minuten später stehe ich vor dem MAD im Flon-Quartier. Der Flon ist das Ausgangsquartier von Lausanne und erinnert mich ein bisschen an die Europaallee in Zürich. Natürlich viel kleiner, aber alles ist genau so modern und neu. Nach einer halben Stunde zu Fuss erreiche ich den Chemin du Vanil, mein Zuhause. Leise schliesse ich die Tür auf und schleiche mich durch die Wohnung zu meinem Zimmer. Das Aufstehen ein paar Stunden später fällt mir nicht gerade leicht, aber mein Pflichtgefühl treibt mich ins Badezimmer. Mit einem Cappuccino und Croissant ausgerüstet betrete ich an diesem morgen das Schulzimmer. Eine erfolgreiche Partynacht würde ich sagen.