Samstag, 12. März 2022
Eine komplizierte Liebesgeschichte
Mein erstes Bild von Havanna war nicht das Beste. Aber ich habe der Stadt auch nie eine faire Chance gegeben. Der Anfang war schwer, aber nach und nach hat sich mein Blick geöffnet für die Schönheit dieses Orts. Insgesamt war ich 10 Tage in Havanna. 5 am Anfang, 2 zwischendurch und 3 am Ende meiner Kuba Reise. Jedes Mal hat es mir besser gefallen.

Eine unbekannte Welt

andere Regeln

doch auch hier regiert Geld


Glück und Armut

auf den Strassen, in den Gassen

alles in einer Flut

Die Strassen von Havanna sind eine Mischung aus Strassenstaub, Musik, Farben, Leben, aber auch von Zerfall, Armut und Bedrücktheit. Alles existiert neben- und miteinander.

Kuba hat sich wie jeder Ort auf der Welt in den letzten zwei Jahren durch die Pandemie verändert. Vermutlich ist die Veränderung hier noch um einiges heftiger als beispielsweise in Europa. Rosie, Tauchlehrerin und Vielgereiste hat mir erzählt das die Strassen leerer sind, alles ist ein bisschen ruhiger und bedrückter.
„ich war schon einige Male in Kuba und jedes Mal habe ich mich in einem komplett anderen Land wiedergefunden“
— Rosie, Tauchlehrerin, ein bisschen überall zuhause
Wie es in den Strassen von Havanna vor dieser Krise war, kann ich mir nur im Ansatz vorstellen.

Und trotzdem gefällt mir der Puls dieser Stadt. Zum Beispiel das „El Café“. Ein kleines Kaffee, dass genau so gut in die Steinberggasse in Winterthur passen würde. Leute sitzen dort mit ihren Laptops, trinken Kaffee und diskutieren über neue Ideen, Politik und die Welt. Ein kleines bisschen Hipstertum mitten in Havanna.

Ich glaube langsam habe ich verstanden, wie Havanna funktioniert. So wie man eine Sprache plötzlich versteht. Man bewegt sich intuitiver und freier. Es gelingt mir immer besser die Strassenhändler abzuweisen und die Kommentare und Pfiffe diverser Männer einfach zu ignorieren. Manchmal ergibt sich auch ein interessantes Gespräch, weil die Leute ehrlich interessiert sind, woher ich komme, was anders ist in meinem Land und ich auch umgekehrt interessiert bin an ihrem Leben hier.

In Havanna und auch sonst in Kuba, beschränkt sich das Zuhause nicht auf die eigenen vier Wände. Zu jeder Tageszeit sitzen Menschen vor Ihren Häusern und Wohnungen auf Treppenstufen, Plastikstühlen oder direkt auf den Strasse. Sie rufen von Ballkonen herunter, unterhalten sich mit Nachbarn, spielen Schach oder Domino. Wenn man durch die Strasse läuft, kann man meist durch geöffnete Haustüren und Fenster direkt in die Wohnzimmer von Familien blicken. Zur Mittagszeit sieht man dort öfter ältere Menschen, die ein Nickerchen halten oder Kinder, die sich vor der Mittagshitze nach drinnen geflüchtet haben. Am Abend sieht man oft ganze Familien, die zusammen Fernsehen schauen, aber auch junge Leute, die vor der Haustür auf der Treppe zusammen rumhängen oder vor ihrem Handy sitzen. Also eigentlich gar nicht so anders und doch eine andere Welt. In Kuba ist es auch völlig normal, dass mehrere Generationen im gleichen Haushalt leben.
Hausbesitz in Kuba
Bis ca. 2011 war der Verkauf und Kauf von Immobilien in Kuba illegal. Der Wohnraum wird weitergegeben in der Familie. Das Einzige was möglich war, war Wohnraum zu tauschen der Gleichwertig ist. So kommt es auch zu den vielen Mehr Generationen Haushalten. Jetzt ist es zwar möglich Wohnraum zu erwerben oder eine Wohnung zu mieten, allerdings können sich das die meisten jungen Kubaner nicht leisten. So bleibt die eigene Wohnung meist nur ein Traum.
Als ich also das dritte Mal nach Havanna komme fühlt es sich vertraut an. Fast ein bisschen wie nachhause kommen. Wenn ich durch die Strassen laufe, fühle ich mich nicht mehr verloren, sondern ruhig und irgendwie angekommen. Ich glaube trotz all der Kompliziertheit, habe ich endlich auch die Schönheit in diesem Land, speziell in dieser Stadt, entdeckt . Das war nicht mein letzter Besuch. Das nächste mal dann mit Spanisch.
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Tilda