Donnerstag, 7. April 2022
Von Cenoten und digitalen Nomaden
Rund um mich herum befindet sich Wasser. Wenn ich nach oben schaue, sehe ich die Decke der Höhle. Hier unten ist es wie in einer anderen Welt. Ich muss lächeln und vergesse dabei fast zu Atmen. Unser Tauch-Guide tippt mich an und zeigt nach links. Ich drehe denn Kopf. Atemberaubend. Das Licht fällt durch Löcher in der Decke auf die Felskonstruktionen darunter. Ein Bild das ich nie mehr vergessen werde. Wie von einer anderen Welt.

Gemeinsam einsam

Freunde für den Moment

Bis der Abschied aufkam

Tulum ist genau wie Playa del Carmen ein ziemlich touristischer Ort, der für seine Hippie Boho Vibes berühmt ist. Da ich nur zwei Tage da war und an einem der zwei Tage in einer Cenote zum Tauchen war, kann ich nicht wirklich ein abschliessendes Urteil über Tulum fällen und lass es darum.

Von Tulum aus bin ich weiter nach westen. Weg vom Meer zu einer blauen Lagune. Nach Bacalar.
Meine erste Begegnung in dieser neuen Stadt ist ein Engländer namens Archie. Ich treffe ihn auf der Aussen Terrasse im Che-Hostel. Wir verstehen uns auf Anhieb. Er ist einer der jüngsten, mit seinen 19 Jahren, die ich auf meiner Reise bisher getroffen habe. Archie ist ein interessanter Mensch. Seit er 17 ist arbeitet er auf irgendwelchen Yachten und ist fast 365 Tage im Jahr irgendwo unterwegs und hat vermutlich schon mehr Länder gesehen als so manch älterer. Und wer hätte gedacht, dass wir uns die nächsten drei Wochen immer wieder über den Weg laufen…

Die Nächsten Tage unternehme ich viel mit Archie und Rosanne, eine Holländerin, die ich ebenfalls im Hostel getroffen habe. Eine neue Reisefreundschaft. Wir verbringen die drei Tage, in denen ich in Bacalar bin, fast jede freie Minute zusammen. Zwischen Lachen und Tacos ignoriere ich die Tatsache, dass ich mich auch von den zweien wieder verabschieden muss. Ist es nicht seltsam, wie schnell man sich Menschen verbunden fühlen kann, die man eigentlich kaum kennt? Vielleicht ist es nur ein verzweifelter Versuch nicht einsam zu sein. Doch es fühlt sich mehr an wie der Beginn einer Freundschaft, als nur die Abwesenheit von Einsamkeit.
Archie fährt ein Abend vor mir, allerdings in die gleiche Richtung: nach Palenque. Das heisst wir werden uns wieder treffen. Es ist kein endgültiger Abschied. Rosanne fliegt allerdings zurück nach Holland. Also ist das ein endgültiger Abschied. So bleibe ich allein zurück in Bacalar. Was macht man einen Tag lang, wenn man am Abend ohnehin in die nächste Stadt fährt? Ich beschliesse mich einfach auf einen Steg an die Lagune zu setzen, nicht wirklich daran interessiert mit irgendjemandem zu reden.
Doch manchmal kommt es eben anders als man denkt. Auf dem Steg irgendwo in Bacalar treffe ich Jenny. Wir finden heraus, dass auch sie vor Mexiko in Kuba war. Beinahe zeitgleich wie ich. Sie kommt ursprünglich aus Deutschland und ist nun auf unbestimmte Zeit auf Reisen. Wenn alles funktioniert, vielleicht bald schon als digitale Nomadin. Mir sind schon einige Leute begegnet, die keinen fixen Arbeitsort mehr haben. Ihr Büro ist die Welt, wo sie wollen und solange sie wollen. Es gibt solche, die bevorzugen es etwas länger an einem Ort zu bleiben. Also so zwischen 3-6 Monate. Dann wiederum gibt es welche, die Reisen ständig rum und erledigen ihre Sachen wortwörtlich vom Strand aus.

Der Lifestyle klingt ziemlich traumhaft, aber ich glaube viele unterschätzen, wieviel Disziplin dahintersteckt. Man muss genau gleich jeden Tag aufstehen und sein Zeug erledigen und dabei hat man um sich rum ständig Leute, die nur Party und Spass im Kopf haben. Eine Routine aufzubauen beim Reisen ist nicht so einfach. Trotzdem bleibt die Idee in meinem Kopf hängen.

Dieser Lifestyle hat mich auf jeden Fall fasziniert. Ich könnte mir vorstellen, auch so zu arbeiten für ein paar Jahre. Nicht für immer, aber die Freiheit zu haben an jedem Ort der Welt zu arbeiten und dabei unglaublich viele Leute zu treffen, klingt schon sehr verlockend. Die Welt sehen und dabei bezahlt werden.

Am Abend steige ich dann in meinen ersten Nachtbus in Mexiko. Die Fahrt dauert etwa 8 Stunden. Ich mag lange Busfahrten. Das Einzige was nicht so angenehm ist, ist die Temperatur. Es sind gefühlte Minus 5 Grad in diesem Bus. Ausserdem hält der Bus alle 2 Stunden irgendwo an und die Lichter werden einmal alle eingestellt und sollte man es bis zu dem Zeitpunkt geschafft haben einzuschlafen, ist man danach sicher wieder hellwach. Und trotz alldem mag ich es irgendwie. Die Distanz spüren und keine Entscheidungen treffen zu müssen. Der Bus hat eben, solang er hat.

Auf nach Palenque zu dein Maya Ruinen.
Made on
Tilda